30.1.2022
Frank Moser
Großer Kampf der TIGER Girls wird nicht belohnt:
Strafwurf zwei Sekunden vor dem Ende besiegelt das bittere Aus im DHB-Pokal
Bitterer konnte der Traum der TIGER Girls von der erstmaligen Teilnahme am Final4 um den DHB-Pokal nicht platzen: Zwei Sekunden vor dem Ende ertönte noch der Siebenmeter-Pfiff für den Thüringer HC. Kerstin Kündig traf zum äußerst glücklichen 27:26-Erfolg der Gäste.
Der TIGERS-Trainer Thomas Zeitz haderte, wie wohl alle VfL-Anhänger in der Rundsporthalle, noch Minuten nach dem Schlusspfiff über die bittere Niederlage: „Wenn wir wenigstens noch die Chance auf einen Angriff gehabt hätten, aber so zu verlieren, ist einfach hart. Dann hätte ich lieber mit fünf Toren verloren.“ Thomas betonte aber auch: „Ich habe der Mannschaft gleich nach Spielende gesagt, dass sie natürlich im ersten Moment enttäuscht und traurig ist, aber mit etwas zeitlichem Abstand erkennen wird, welch großartige Leistung sie heute gezeigt hat und dass sie Kraft daraus ziehen wird.“
Und tatsächlich: Ein Klassenunterschied zwischen dem Dritten der 2. Liga und dem Vierten der 1. Liga war zu keinem Zeitpunkt der Partie zu erkennen. Im Gegenteil: Während der hochspannenden und dramatischen 60 Minuten lagen die TIGER Girls mit bis zu drei Toren in Führung. Mit viel Tempo in der ersten und zweiten Welle drehte der VfL den anfänglichen 1:2-Rückstand in eine Drei-Tore-Führung (5:2) nach etwas mehr als sieben Minuten.
Überragende Torhüterinnen-Leistungen: Celina Meißner (VfL) und Laura Kuske (THC)
Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs hatten die TIGERS mehrmals die Chance, sich weiter abzusetzen. Doch nicht nur Celina Meißner im Waiblinger Kasten hatte einen Sahnetag, auch THC-Keeperin Laura Kuske glänzte durch zahlreiche Paraden.
Die Stärken des VfL lagen vor allem im Rückraum, in dem nach ihren Einwechslungen die angeschlagene Sinah Hagen und Mariel Wulf die auffälligsten Spielerinnen waren. Der THC hingegen kam mit zunehmender Spieldauer immer häufiger über Kreisanspiele zum Erfolg. Mit der knappen 11:10-Halbzeitführung der TIGER Girls ging es zum Pausentee.
Auch der zweite Durchgang bot Hochspannung. Zunächst legte der VfL zum 13:11 vor, THC-Keeperin Laura Kuske und einige Abspielfehler verhinderten erneut eine deutlichere Waiblinger Führung. Doch die TIGERS ließen sich auch nicht durch den Führungstreffer der Gäste zum 14:13 aus der Ruhe bringen. Celina Meißner krönte ihre Leistung mit einem Treffer ins Empty Goal zum 16:15, nachdem sie kurz davor nur den Pfosten getroffen hatte. Ein Doppelschlag von Sinah Hagen zum 18:16 nach 42:12 Minuten ließen die Hoffnungen der TIGERS wieder steigen. Doch wieder konterte der Erstligist zur eigenen Führung (19:18). Der Rest der Partie war Dramatik pur: Der VfL glich bis zum 26:26 den jeweiligen Führungstreffer des THC immer wieder aus. 31 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hatten die Thüringerinnen wieder Ballbesitz, Gästetrainer Herbert Müller nahm die Auszeit für den letzten Angriff des THC. Als sich schon alle Zuschauer auf eine Verlängerung eingestellt und gefreut hatten, ertönte zwei Sekunden vor der Schlusssirene noch der Siebenmeterpfiff für den Erstligisten. Die Schiedsrichter Thomas Kern und Thorsten Kuschel entschieden auf eine Abwehraktion des VfL durch den Kreis. Kerstin Kündig behielt die Nerven und netzte auch ihren fünften Strafwurf zum äußerst glücklichen Pokalsieg des Thüringer HC ein.
Bitterer konnte der Waiblinger Traum vom Final4 nicht platzen, aber trotz aller verständlichen Enttäuschung können die TIGER Girls sehr stolz auf ihre starke Leistung gegen den Favoriten sein!
VfL Waiblingen: Meißner (1), Wunsch, Zec; Nagler (1), Schraml (1), Hagen (8), Klingler, Brand (4), Hammer, Wulf (5), Henkel, Jäger (1), Pollakowski (5/2).
Thüringer HC: Kuske, Berndt; Meyer (2), Tanabe (2), Zachova (1), Iskit (1), Niederwieser (5), Tsakalou (3), Kündig (6/5), Reichert (1), Braun, Roder, Huber (4), Schmidt-Robben (2).
Bericht: Frank Moser
Fotos: Heiko Potthoff / www.starkebilder.net